

Zuerst einmal gehört Jagen nicht zu den Aggressionen, wie Angstaggression (siehe auch Angstverhalten), Wut oder anderer emotionaler Anlaß. Jagen findet in anderen Hirnregionen als affektive (emotionale) Aggressionen statt und ist Opportonismus (Automatismus). Es ist genetisch fixiert und rassebedingt sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Zwar wurde durch Züchtung bei verschiedenen Rassen das Auftreten des Jagdverhaltens weitgehendst gesenkt und bei anderen gefördert, aber grundsätzlich kann jeder Hund jeder Rasse Jagdverhalten zeigen. Dies blieb auch nach zigtausenden Jahren der Domestikation in der Erbsubstanz aller Hunde erhalten.

Jagen ist ein selbstbelohnendes Verhalten und gekennzeichnet durch eine Verhaltenskette mit einzelnen Elementen.
Beim Wolf besteht diese Verhaltenskette aus Suchen – Anpirschen – Jagen – Zupacken – Tötungsbiss – evtl. wegtragen und sichern der Beute – Fressen.
Viele unserer Hunde zeigen diese Verhaltenskette nicht mehr vollständig. Durch jahrtausend lange Züchtung töten die meisten Haushunde nicht mehr. Auch führen einige Rassen einzelne Sequenzen (Elemente) sehr betont aus, andere kaum noch. Z.B. zeigen Hütehunde (Border Collie) das Anpirschen sehr betont, andere (Herdenschutzhund) kaum noch.
Das Jagen mag für den Hundehalter ein Problem sein - für den Hund ist es aber die natürlichste Sache von der Welt.
Im Gegensatz zum Wolf oder einem Straßenhund, die den Erfolg des Beutefangens und Fressens zur Nahrungsaufnahme benötigen, reicht unseren Haushunden hierzulande einzig und allein die Jagd nach diesem Glücksgefühl, welches durch Ausschüttung von Hormonen im Gehirn (Gemisch aus Adrenalin, Dopamin und Endorphinen) selbstbelohnend ist. Das heißt, der Kick ist schon durch das Verfolgen gegeben.
Nun kann das Jagdverhalten durch verschiedene Faktoren, auch ungewollt, noch verstärkt werden.
Wie schon beschrieben, ist die genetische Komponente bei jedem Hund vorhanden. Wenn nun noch mangelnde Auslastung (oft jagen Hunde aus Langeweile) oder mangelnde Kontrolle durch unzureichenden Gehorsam dazu kommen und der Hund mit jagen beginnt, hat er den ersten Lernerfolg und somit den ersten Kick. Und spätestens ab jetzt wird der Wunsch, dieses Gefühl zu erleben, immer bleiben.

Daher ist die Möglichkeit, das Jagdverhalten eines Hundes zu unterbrechen oder sogar abzustellen, sehr begrenzt. Man kann es allenfalls kontrollieren und durch individuelles Training positive Ergebnisse erzielen. Denn nichts ist schlimmer, als wenn ein Hund sein Leben lang an der Leine verbringen muß. Eine artgerechte Haltung eines Hundes stelle ich mir anders vor.
Wenn ein Jagdproblem ernsthaft angegangen werden soll, muß der Halter sich im Klaren sein, daß das Problem nicht innerhalb kürzester Zeit behoben sein wird. Ein Antijagdtraining braucht eine gehörige Portion Geduld, Timing, vertrauensbildende Maßnahmen usw., um den Hund unter Kontrolle zu bringen.
Wir von der Hundeschule Warndt-Tatzen helfen Ihnen gern dabei.
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